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Montag, 6. September 2010

Mit Air Canada dahin wo man hin wollte



Mein Platz im Flugzeug ist Sitz 23H. Hier sitze ich nun schon seit geraumer Zeit -6 Stunden. Es ist schweinekalt. Ich habe mich komplett in die blaue Air-Canada-Syntetik-Decke gehüllt und friere trotzdem. Meine Nasenspitze gleicht einem Eiszapfen. Jeder Atemzug, der durch den Mund erfolgt ist wie tausend kleine Nadeln im Rachen und wird sofort mit einem kleinen, schmerzhaften Huster bezahlt. Also konzentriere ich mich hauptsächlich auf meine Nase.
Mein Sitznachbar schweigt seit Start des Fluges. 
Mir ist langweilig und mein Kopf ist leer. Fassungslos über die Tatsache, irrwitziger Weise tatsächlich in diesen Flieger gestiegen zu sein, weiß ich nichts mit mir anzufangen. Was nun?
Ich kann mich auch nicht so richtig auf das sehr umfangreiche Entertainment-Programm konzentrieren. Aus Mangel an besserem Wissen gucke ich erst „Ghost“ mit Demi Moore und dann eine interessante Dokumentation über eine Balletschule in Paris. 
Als das Essen kommt, vergeht mir der Hunger. Gelbes Hühnchen in gelber Soße mit drei, sehr verloren aussehenden Karotten. Dazu: Selleriesalat mit Mayonnaise. Zum Glück habe ich ein Brötchen mit Leberwurst dabei. Als ich es herraushole und genussvoll hinein beiße, gucken mich 3 Jungs auf Platz 23 GHI sehr neidisch an. Sie sind auf dem Weg in ihr High-School-Jahr und reden unterbrochen darüber wie cool sie doch sind und was alles so passieren kann in dem "geilste Jahr ihres Lebens". Ich überlege, ob ich einen ein paar Lebensweisheiten mit auf den Weg geben soll, aber sie finden mich bestimmt alt und wunderlich. Außerdem habe ich einen Pickel am Kinn. Ich bin ihnen so zwar in Bruttoanzahl der Pickel weit unterlegen, fühle mich aber trotzdem unwohl. Außerdem will ihn ihnen ihren Optimismus nicht nehmen.
Auch mit an Bord: eine Gruppe Deutscher mit Motvidruck-T-Shirts. “Idioten aus dem Ruhpott treffen auf Kandischen Wald 2010“, oder so ähnlich. Sie benehmen sich peinlich, lachen und feixen die ganze Zeit. Ich werde versuchen, mich bei der Einreise nicht direkt hinter sie zu stellen. Oft schäme ich mich nämlich für andere Deutsche im Ausland und hätte dann gerne eine andere Nationalität. Dabei ist mir nicht so klar, ob ich mich dann, mit dieser anderen Nationaöität weniger im Ausland schämen würde- siehe Engländerinnen Mitte zwanzig. 
Da die zum Glück nicht mit an Bord sind, hat sich auch noch niemand betrunken auf der Flugzeugtoilett übergeben.
Alles in Allem ist es also eine sehr ruhige, besinnliche Reise.
Hoffentlich bleibt es so.

1 Kommentar:

  1. Mmmh. So manche Lebensweisheit entpuppt sich nachher als Leberwurstweisheit.

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