Das Highlight eines jeden Promovierenden sind
Konferenzen. Sie dienen offiziell dem fachlichen Austausch der wissenschaftlichen Welt
untereinander, aber versüßen einem in Wirklichkeit den Labor-Alltag und bieten
die einzige Rechtfertigung Kleidung des höheren Preissegments zu kaufen.
Versinkt man die restlichen Tage im Jahr in einem formlosen Kittel aus Baumwolle,
so glänzt man auf einer Konferenz wie der Phönix aus der Asche.
Konferenzen finden meistens im fernen Ausland
statt, wo es, wenn man Glück hat, schön warm ist. Dies liegt hauptsächlich daran,
dass die Konferenzen, die in Hannover stattfinden, einfach nicht besucht werden
da der Rest der Akademiker ebenfalls lieber am Strand in der Sonne fachsimpelt
als in einem Motel an der Autobahn. Aus diesem Grund werden Konferenzen dort organisiert,
wo die Leute gerne hinkommen; in meinem Fall: Miami Beach.
Selbstverständlich darf die Berechtigung nicht fehlen, mit Kollegen am Strand zu liegen und daher
muss jeder Teilnehmer einen Vortrag halten oder ein Poster mit seinen Ergebnissen vorbereiten. Vorträge
bedeuten für PhD-Studenten meistens Wochen voller Versagens-Ängste und
Panik-Attacken, bieten aber auch die Möglichkeit für Kontakte zum späteren, überdurchschnittlich gut
bezahlten Arbeitsplatz.
Das Poster hingegen ist einfach und unauffälliger. Es
gilt wie auch im normalen Leben: Hauptsache es sieht gut aus, der Inhalt
interessiert keine Sau.
Daher sitze ich seit gefühlten 100 Stunden an meinem
Poster und versuche in PowerPoint ein ansehnliches Exemplar zu entwerfen. Ich
entscheide mich für Farben, Schriftarten, richte Text-Boxen erst nach links,
dann nach rechts aus, und verfluche die Tatsache, dass ich nie ein Praktikum
bei einer Unternehmensberatung gemacht habe, denn dann wüsste ich jetzt, wie
man ein fetziges Poster mit wenig Aussage macht und andere damit beeindruckt.
Ich bemühe mich, die fachliche Aussage meines
Poster so weit es geht zu reduzieren, platziere aber gut sichtbar einen Zeitstrahl in harmonierenden Farben,
der dem Leser ohne viele Worte erklärt worum es so geht in meinem Projekt. Der Zeitstrahl
ist angenehm anzusehen und nimmt außerdem 50% meines Posters ein. Ich bin stolz
und zufrieden.
Diese Woche muss ich es in A0 drucken,
einrollen und über den Atlantik fliegen. Vor meinen 10h mit British Airways
habe ich allerdings mehr Angst als vor kritischen Fragen zur Fabrwahl meines
Zeitstrahls.
Guten Flug.