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Montag, 8. November 2010

Zehn vor zwölf



Es ist Freitag Nacht in einem Club- in Vancouver. Kostenloser Eintritt lockt uns an einen Ort, den ich sonst nie betreten hätte. Die Caprice-Dance-Lounge ist zehnmal schlimmer als der Fritzclub und das Steinhaus zusammen es jemals sein können.
Ich schwöre.
90% der weiblichen Gäste sehen aus wie Nutten und verhalten sich so. Die meisten kommen aus Asien,  haben den Begriff „künstliche Schönheit“ quasi erfunden und feiern gerade ihren 19. Geburtstag.
Der Rest der Gäste: übergewichtige Typen mit Gelfrisur, bevorzugt aus Weißrusland. 
Und Frida und Ich. 
Wir stehen gelangweilt an der Bar. Das Bier ist teuer und warm. Und schmeckt nach Wasser.
Plötzlich kommen zwei Typen auf uns zu. Der eine mit einer Holzperlenhalskette. Ich bekomme Angst. Zurecht. Die Holzperlenkette stellt sich vor: Robert aus München- ich bin nicht überrascht. Woher auch sonst? (no offense Theresa!)
Freudig stellt er fest, dass auch ich aus Deutschland komme. Mein gelangweilter Gesichtsausdruck hält ihn nicht davon ab uns einen Lutscher und ein Bier zu kaufen- und mir seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Langsam füllt sich die Tanzfläche. Frida und ich nutzen die Gelegenheit und verschwinden in der tanzenden Menge. Künstlicher Nebel und zerhacktes Licht lassen diesen ganzen Abend noch surrealer wirken als er eh schon ist. 
Robert grinst.
Sein Kumpel grinst auch. Noch dämlicher. Ich drehe mich um und sehe warum.
Vorne auf der Bühne räkelt sich eine moppelige Asiatin in Hot-Pants- ich vermute es soll sexy sein.
Robert und die Weißrussen können sich kaum beherrschen.
Die Asiatin wickelt ihren Körper um eine Stange. Ich bin lediglich fasziniert von ihrem Bauchnabelpiercing, das irgendwie in ihrem Bauch verschwindet. Whatever.
Noch ein Schluck Bier. Nun ist es richtig warm.
Ich bin immer noch gelangweilt. Der DJ ist schlecht, und Katy Perry ist auch nur cool, wenn man es mit Freunden gemeinsam in der Küche singt.
Wir gehen nach Hause.
Es ist 20 nach 12.
Ich liebe Nordamerika. Wenigstens sind wir morgen nicht müde.
Vor dem Hostel treffe ich einen Obdachlosen aus Sakatchewaan. Er heißt Jacob. Ich erzähle ihm von einem Song, indem ein Canadier von seiner Freundin verlassen wird-für einen Kerl aus Saskatchewann. Jacob ist unbeeindruckt.  Er glaubt nicht mehr an Liebe. Würde ich wahrscheinlich an seiner Stelle auch nicht.
Er hofft nur , dass die Frau wenigstens eine coole Zeit hat. Jacob weiß wie es geht, konzentriere dich auf das positive im Leben.
Ich gehe schlafen.
Das Vancouver Nachtleben ist genauso launisch und biestig wie das in Berlin.
Nur die Musik ist schlechter. Dank Katy!

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