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Dienstag, 3. April 2012

Gut gegen Nordwind

Mit jeder neuen Jahreszeit beginnt ein neuer Abschnitt. Ich als Fan von kultureller Abwechslung beginne diesen in einem nördlich gelegenen Nachbarland, welches die EU- Bestimmungen zur Immigration etwas weitläufiger interpretiert. Dafür ist Dänemark sehr fortschrittlich, wenn es um die Gewinnung von Windenergie geht. 
Vor dem Umzug ins neue Heimatland gibt es eine Brückenphase im Heimathafen. Da die alte Wohnung schon weg ist, bieten Mama und Papa Unterschlupf im alten Kinderzimmer. Zwischen dem Meerschwein, gemütlichen Tatort- Abenden, Kaffee und Kuchen, der Badewanne sowie Sonntagsspaziergängen vergisst man schnell den Ernst des Lebens und ist wieder 15 Jahre alt. Dann fällt man aus allen Wolken, wenn man auf einmal nicht mehr von Papa geweckt wird und Lebensmittel wieder selber einkaufen und zubereiten muss. Eine solche Zeitreise ist sehr empfehlenswert, sollte jedoch abgebrochen werden, bevor Diskussionen über das Outfit, den gerade aktuellen, coolen Kifferfreund, Bereitschaft zur Mithilfe im Haushalt oder Zensuren aufkommen. Also breche ich nach 3 Wochen mit friedlicher Grundstimmung modisch, aber stilvoll gekleidet auf in den Norden.
Die Dänen empfangen mich mit offenen Armen und ich darf als EU- Bürger erst einmal eine „residence permit“ beantragen. Hoffentlich darf ich bleiben. Man benötigt nur einen Nachweis, dass man über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügt und schon ist man willkommen. Ich fühle mich allerdings etwas seltsam zwischen all den anderen „Immigranten“, die offensichtlich keine Mutter haben, die dafür bürgt den monatlichen Minimalbetrag, der in Dänemark zum Leben benötigt wird, zu überweisen. Zum Glück ist meine Mutter Beamtin, das finden potentielle Vermieter auch immer klasse.
Hat man den Immigrations- Schock erst einmal überwunden, bleibt Zeit, Dänemarks positive Attribute näher unter die Lupe zu nehmen. Es gibt ein flächendeckendes Netz sehr breiter Fahrradwege und allerdings auch 20 verschiedene Regeln, die man beachten muss, sonst gibt es hohe Geldstrafen zu zahlen. In Berlin fahre ich immer ohne Licht und ohne wild zirkulierende Armbewegungen, die anzeigen, dass ich den Gang wechsel. Ich habe nicht einmal verschieden Gänge. Ich bin gespannt, wie lange ich ohne Katzenaugen und selbst reflektierenden Reifen mit beiden Händen am Lecker der dänischen Polizeit entwischen kann.
Außerdem gibt es super Angebote in Supermärkten, sodass man 7 Packete Pasta zum Preis von 4 kaufen darf. Man muss sich nur gut überlegen, wo man die Pasta lagern wird. Ich habe mir schon verschiedene Rezepte für Lasagneblatten, dreifarbige Spirellinudeln oder Makkaroni ausgedacht, denn es ist sogar möglich unterschiedliche Pasta-Arten miteinander kombinieren. Mein deutsches Sparer-Herz schlägt höher.
Bald ist die erste Woche um. Aufgrund der hohen Preise für öffentliche Verkehrsmittel fahre ich jeden Tag mit meiner Möhre von Fahrrad 13 km zur Arbeit. Danach freue ich mich auf einen Teller gesunde Vollkornspaghetti und eine Folge dänischen Psycho-Krimi. Hoffentlich kommt meine „residence permit“ bald, dann darf ich als Immigrant einen dänischen Sprachkurs belegen.
Vi snakkes ved.

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