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Freitag, 9. September 2011

Tanz der Moleküle

Ich lerne für meine Biochemie-Prüfung. In der Top-Ten Liste der unspaßigsten Aktivitäten kommt dieser Zeitvertreib noch vor dem Zahnarztbesuch oder Pfandflaschen wegbringen.
Die Wurzelbehandlung der Biochemie sind meiner Meinung nach die Aminosäuren- bzw. ihr Abbau. Was alles so in meinen Zellen passiert, während ich nach Ablenkung suchend mein Facebook-Status aktualisiere, raubt mir den Atem. Alle Aminosäuren werden kontinuierlich umgeformt, abgebaut, neu gebaut, verbraucht oder gespeichert. Ich frage mich, woher die Aminosäure Leucin weiß, dass sie zu Acetyl-CoA und nicht wie ihre Freundin Isoleucin zu Succinyl-CoA abgebaut wird. Außerdem frage ich mich, wie ich all das jemals begreifen, verstehen und behalten soll. In meinen Zellen passiert einfach zu viel. Mein Kopf ist zu klein.
Die Chemie des Lebens ist faszinierend. Leider meistens nur auf dem Papier oder in schweren Büchern, sodass man eben nochmal schnell bei Wikipedia nachlesen kann, wie genau die Glykolyse funktioniert. Im angeregten Fachgespräch mit meinen Professor, der meine biochemische Kompetenz benoten möchte, kann ich sicherlich nicht mit Wikipedia klugscheißen, sondern schwitze und stottere rum. Nach der Prüfung muss ich auf dem Klo dann weinen. So läuft es doch jedes Mal.
Blöde Moleküle.
Es gibt einfach viel zu viele. Alle sehen irgendwie gleich aus, haben die gleichen funktionellen Gruppen und doch führen einige dazu dass man dick wird, andere dass man Krebs bekommt und wiederum dritte sorgen für schöne Haut und Nägel. Ich bin verwirrt. 
Niemand will Krebs und alle wollen schöne Haare. Wozu gibt es denn den Rest? Könnte man die Biochemie nicht nur auf die schönen Moleküle reduzieren? Es gäbe weniger Ärger und weniger zu Lernen. Die Evolution hat geschlappt, denke ich. Da ich zu Hause kein Labor besitze, um die Biochemie in drei einfache, kompakte und leicht verständliche Schritte für jedermann umzuschreiben, bleibt mir nichts anderes übrig als mich weiter durch den Dschungel der chemischen Ungeheuer zu kämpfen. 
Als nächstes erwartet mich die Aminosäure Tryptophan. Erster Absatz im Buch:

„Tryptophan degradation occurs via a very complex pathway.“
Ich bin begeistert.

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