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Mittwoch, 1. Dezember 2010

Everybody's gonna learn sometimes






Ich mache meine Augen auf und auf einmal ist Dezember. Schneeflocken tanzen vor meinem Fenster. Es ist kalt und dunkle und 4 Uhr nachmittags. Ich öffne das erste Türchen meines Adventskalenders und es drängt sich mir die Frage auf: was ist mit der Zeit passiert?
Klebte sie am Anfang schwer wie Blei auf meinem Rücken, ließ mich nicht los wie eine Klette, hielt mich zurück und zog mich herunter; läuft sie nun mit hüpfenden Schritten immer einige Meter vor mir, lockt mich und treibt mich an.
Die Zeit- meine beste Freundin und mein ärgster Feind zugleich. Zart küssen mich ihre roten Lippen und dann schläft sie mir ihre Faust mitten ins Gesicht.
Meinem Dämon vollkommen ausgeliefert starre ich auf meinen Kalender, das Ziffernblatt meiner Uhr oder die Datumsanzeige in meinem Telefon. Wie konnte das so schnell passieren?
Habe ich nicht erst gestern versucht mit meinen Freunden zum Abschied Monopoly zu spielen?
Zeit ist wohl immer das kostbarste Gut, dass man hat. Und das am wenigsten fassbare. Je wertvoller es mir scheint, umso weniger besitze ich von ihr. Läuft eine Zeit ab, fängt eine neue an. Will ich eine greifen, beschreiben oder besitzen, läuft mir eine andere davon, lässt mich hinter sich oder vergisst mich.
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne? Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue?“
Als ob!
Ich habe Angst vor Anfängen, glaube nicht an Magie und mag offene Türen. Ich will nicht ständig neue öffnen, wer weiß in welchem Wohnzimmer ich lande. Hier ist es bequem, gemütlich und es gibt immer genug zu Essen.
Allerdings musste ich auch irgendwann die Tür zu dem öffnen, was jetzt ist.
Ich.Sitzend. Am Schreibtisch. Mit dicken Socken und Tee.In Canada.
Es war eine schwere Tür aus Holz. Der Schlüssel funktionierte erst nicht. Und ich musste es mehrmals versuche. Am Ende habe ich ein paar Leute getroffen, die die selbe Tür nehmen wollten und so haben wir uns geholfen. Jetzt liegt die Tür lange hinter uns, kaputt und unnütz.  Und alle blicken erwartungsvoll zur nächsten. Die müssen wir alle wieder alleine öffnen- ob wir wollen oder nicht.
Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Nicht wiederholen und nicht konservieren.
Sie ist erbarmungslos und läuft immer weiter. Denke ich zuviel über sie nach, vergeude ich sie. 
Also stelle ich meine Uhr 5 Minuten zurück, koche mir einen neuen Tee, tausche meine Socken gegen eine Feinstrumpfhose und gehe zu einem gemeinsamen Abendessen in der Hoffnung, dass das Essen zur richtigen Zeit aus dem Ofen genommen wurde.
No EMO!

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