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Freitag, 20. August 2010

Ein Frühstück inmitten Erinnerungen



Heute kam eine Freundin zum Frühstück vorbeit. 
Nachdem wir uns über aktuelle Vorfälle in unseren Leben gegenseitig ausgetausch und beraten hatten, unterhielten wir uns über die Karriereplanung.
Wir studieren beide das gleiche. Allerdings an unterschiedlichen Stationen.
Immer darum bedacht, der anderen zu helfen, stürze ich also euphorisch in mein kleines Archiv, bestehend aus allem, was man sich vorstellen kann. Schnell sind die gefragten Ordner und Mitschriften aus den unterschiedlichsten Winkeln meiner Wohnung gezerrt und der Freundin in die Hände gerückt.
Doch nur einmal im Dreck gewühlt, öffnet das schlafende Monster Erinnerung seine Augen und guckt mich finster an.
Kaum ist die Freundin aus der Tür sitze ich staubgebadet inmitten von Fotos mit Grinsegesichtern, Eintrittskarten für die historische Eisenbahnausstellung und kleinen Stoffbären. Warum musste man das Praktikumsskript auch genau neben dem Abi-Jahrbuch aufbewahren?
Wie ist das möglich?
Ich bin vor einem Jahr in diese Wohnung gezogen und es ist schon wieder Zeit auszumisten? Warum nur besteht mein einziges Talent darin emotionalen Ballast jeder Form in hübsche Ikea-Papierkartons zu packen und unter dem Bett zu lagern? Ab und zu trage ich sie von A nach B, schiebe den einen unter den anderen oder stelle einen neuen hinzu.
Lieber würde ich mir einen Arm abhacken als die Bilder vom Skilager 2006 wegzuwerfen, dabei gucke ich Sie mir immer nur dann an, wenn ich das Sommer-oder Winterbett wechsel. Also zwei Mal im Jahr. Aber vielleicht reicht das aus.
Der Leonardo-DiCaprio-Fan- Ordner, liebevoll angefertigt von einer 12-jährigen, wandert also  neben der VHS-Kassette der Muppets- Weihnachtsgeschichte wieder unters Bett.
Meine Wohnung besteht hauptsächlich aus Erinnerungen- na und? Ich doch auch.
Für meine Monate in Kanada sollte ich vorausschauend eine zusätzliche externe Festplatte kaufen, um auch wirklich jedes Foto und jedes Lied mitnehmen zu können.
Der Vorteil ist: dort staubt es nicht ein, öfter ansehen oder hören wird man die so dringend benötigten Erinnerungen wohl trotzdem nicht.
Aber man hat sie unter dem Bett. Darauf kommt es an.

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