Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Mittwoch, 13. April 2011

eine Überlegung zur Frauenquote

Neulich fragt mich jemand, was ich zur Frauenquote denke:




Ich bin keine Feministin. Ich fühle mich als Studentin und nicht als Studierende. Ich bin  Befürworterin des Erziehungsurlaubs für Männer und ich lasse mir von meinem Freund gerne die schweren Einkaufstaschen hochtragen um ihm dafür als Belohnung ein leckeres Schnitzel zu braten. Geschlechterrollen haben bei mir keine große Bedeutung mehr -jedenfalls nicht privat.

Allerdings werde ich Ingenieurin der medizinischen Biotechnologie. Das Ingenieurstudium- eine Männerdomäne.  Abgesehen von einigen Laborleiterinnen in der Mikrobiologie und der Dozentin des Wahlfaches „Das Geschlecht des Ingenieurs“ sah ich an der TU Berlin keine weiblichen Dozentinnen- in 4 Jahren Studium.
Dieses Jahr übernimmt eine Frau einen ganzen Fachbereich- es ist zwar Mikrobiologie, aber immerhin gibt es dort in der Vorlesung nun keine Witze mehr über die Sekretärin am Haupteingang.

Ich habe mich nie geschämt, Männer bei Problemen in Linearer Algebra zu fragen. Ich fühlte mich jedoch persönlich angriffen, als bei einer Bewerbung für studentische Hilfskräfte an der TU Berlin  „Frauen und körperlich Behinderte“ bevorzugt würden. Eine Frau zu sein stellt nur bei weitem keine Behinderung dar. Männer fragen mich zwar selten nach meiner Hilfe, aber vermutlich sind sie einfach nur schüchtern.

Ich kann Strömungen berechnen, Gleichungen ableiten, Stammzellen im Labor differenzieren, DNA- Sequenzen in Datenbanken eingeben und Informationen erhalten, die mir etwas sagen. Ich trage gerne Röcke, bin heimlich erschüttert, dass Prinz William nun doch heiratet und will später einmal Kinder. Nächstes Jahr schreibe ich meine Diplomarbeit.

Warum brauche ich eine Quote?

Noch glaube ich, dass ich als Frau keine Sonderbehandlung mehr verdient habe. Dass ich gleichgestellt bin- mit dem Mann. Dass wir beide zusammen studieren, arbeiten, unsere Kinder erziehen und am Wochenende ins Grüne fahren. Aber vermutlich gibt es irgendwann eine durchsichtige Wand, die Mütter von Vätern und Anzüge von Feinstrumpfhosen trennt.

Noch bestehe ich auf Gleichberechtigung. Die Frauenquote brauchen wir vor allem in den Köpfen- der Männer und der Frauen. Arbeitsplätze sollten nach Qualifikation vergeben werden und nicht nach Geschlecht oder Quote. Auch wenn der Frauenanteil in Managerposition momentan noch viel geringer ist als der Männeranteil- ist ein Gestz kaum der richtige Weg. Erst indem wir nach einer Quote für Frauen fragen, wird „Frau“ wieder zur verletzlichen Randgruppe. Man muss ihr die Tür aufhalten, ihr den neuen Fernseher dreimal erklären und ihr den Stuhl im Aufsichtsrat reservieren.

Ein Geschlecht ist keine Randgruppe. Es ist keine Entscheidung oder politische Gesinnung, keine traumatische Erfahrung in der Kindheit und sollte auch nicht mehr Teil einer Staatsdoktrin sein. Es stellt heutzutage auch keine biologische Benachteiligung mehr dar. Ein Geschlecht ist Zufall.

Ich bin keine Randgruppe.

Ich kann nicht Gleichberechtigung verlangen und dann Bevorzugung erwarten. Mein Geschlecht stellt keine Rechtfertigung oder Entschuldigung mehr da. Auch ein Kind nicht. Will ich in die Manager Etage- muss ich mich entscheiden. Als Mann und als Frau. Sitze ich mit meinem blondgelockten Engel lieber auf dem Spielplatz und lasse einen Drachen steigen, sehe ich meine Erfüllung vermutlich eh nicht darin 80h die Woche zu arbeiten und gegen Arbeitslosigkeit und für Kostenoptimierung zu kämpfen.

Vielleicht fehlen mir 20 Jahre Arbeitserfahrung. Vielleicht bin ich zu optimistisch. Vielleicht ist die durchsichtige Wand, durch die nur Männer zum Sektempfang geladen werden, nicht anders als mit einer Quote zu sprengen. Aber noch bin ich zu idealistisch, um das zu glauben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen